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„Unternehmen müssen lernen, dass KPIs nicht immer Sinn ergeben.“

Letzte Woche fand erneut die #CreativeWeekFrankfurt statt. Hier traf sich das "who ist who" der Frankfurter Kreativbranche um gemeinsam über Themen wie Smart City, das Metaverse und Change im Marketing zu philosophieren.

Dieses Jahr hatten wir nicht nur ein Besucherticket: Am letzten Freitag wurde Theresa gemeinsam mit Robin Schwarzfeld und Jürgen Schmitt auf einem Panel zum Thema "Mehr Kreativität - weniger Kosten. Marketing zwischen Taumel und Wandel" von Rebecca Wulff mit Fragen gelöchert.



Falls ihr nicht dabei sein konntet, hier für euch das Interview von Rebecca und Theresa.


Du hast in deiner Karriere bei internationalen Großkonzernen gearbeitet, bevor du deine eigene Agentur gegründet hast. Jetzt sitzt du auf der anderen Seite und betreust eben solche Konzerne. Erst einmal die Frage: Was hat dich dazu bewogen, selbst eine Agentur zu gründen - und das mitten in der Pandemie?


Ja richtig, ich war damals im März 2020 bei Samsung als Content Managerin, jedoch nicht in Festanstellung. Ich war grade „6 Monate in“ als Zeitarbeiterin. Als es dann corona-mäßig ernst wurde setzte bei mir der Krisenmodus ein. In Krisen tendiere ich dazu besonders viel Energie freizusetzen und eher in den Angriff als die Flucht zu gehen. Ich wollte mich immer schon selbstständig machen, hab aber immer wieder an mir gezweifelt oder mir zu viele Gedanken gemacht, was wohl andere davon halten.

In dieser Zeit hatte ich quasi keine andere Wahl. Wer würde mich denn mitten in einer Krise schon anstellen, sollte Samsung mich entlassen? Zuerst fliegen ja bekanntlich immer die Zeitarbeiter:innen. Also gründete ich nebenberuflich nutz und hatte für ein Jahr erstmal zwei Jobs. Konnte ja keiner ahnen, dass es für Samsung das beste Jahr in dessen Geschichte wird und mir ein Vertrag zur Übernahme angeboten wurde, aber da lief es schon zu gut und ich verabschiedete mich 2021 in die vollzeit-Selbstständigkeit.



Dein Team besteht inzwischen aus 7 Mitarbeiterinnen - ist es Absicht, dass es nur Frauen sind? Warum?


Also Absicht mal auf keinen Fall :D Wir hätten gerne ein paar Männer in unseren Reihen, die vielleicht auch nochmal andere Sichtweisen reinbringen. Ich weiß nicht ob es immer noch so ein Stigma gibt, dass Marketing eher von Frauen gemacht wird oder das manche Männer vielleicht immer noch Probleme haben eine Frau zur Chefin zu haben, aber wir bekommen tatsächlich vergleichsweise wenige Bewerbungen von Männern. Die Bewerbungen, die wir von Männern bekommen waren bislang leider nie so stark, wie die der weiblichen Konkurrentinnen.



Du hast beide Perspektiven - Auftraggeber und Dienstleister - siehst du einen Wandel im Marketing und in der Herangehensweise an die Umsetzung von Kampagnen in den letzten Jahren?


Ich glaube das hängt immer von vielen Faktoren ab. Wie groß ist das Unternehmen und das Budget? Was ist das Ziel der Kampagne? Wo soll die Kampagne laufen,…


Grundsätzlich wird aber mittlerweile immer auf einen ROI geschaut und das vielleicht teilweise auch in einem nicht ganz sinnvollen Kontext. Ich glaube durch das isolierte Betrachten von einzelnen Beiträgen und Posts wird der Blick auf das große Ganze außer Acht gelassen und so teilweise Konsequenzen gezogen, die sehr kurzfristig und beschränkt gedacht sind.

Ich habe schon Fragen bekommen wie: Wieviel mehr Umsatz bringt uns dieser Post? Das ist natürlich so isoliert gar nicht zu beantworten.



Gefühlt sinken die Marketingbudgets oder werden zumindest als eine der ersten Ausgaben gekürzt, sobald eine Krise kommt - und davon haben wir zur Zeit viele. Andererseits wird mehr erwartet vom Marketing. Alles soll möglichst kostengünstig, messbar und mit top KPIs umgesetzt werden. Ist das auch deine Beobachtung?


Der Vergleich hinkt in meinem Fall etwas. Bei Samsung hatte ich von Anfang an ein Budget von 2 Mio € jährlich zu verplanen. Von so einem Jahresumsatz kann ich aktuell noch träumen.

Aber ja, ich merke, dass gerade in Anbetracht der aktuellen Unsicherheiten, was Themen wie Zukunftssicherheit, Lieferschwierigkeiten, Entlassungen, etc aufgrund der Energie-, Corona und den Ukraine Krise angeht, die Unternehmen vorsichtiger geworden sind.


In Krisenzeiten wird idR zuerst einmal das Marketingbudget und alles, was augenscheinlich nicht direkt zum Umsatz beiträgt gestrichen, was natürlich purer Reaktionismus und viel zu kurz gedacht ist.


Gerade was das Thema Social Media betrifft müssen in meinen Augen die Unternehmen lernen, dass nicht alle KPIs immer Sinn ergeben. Eine Reichweite hängt nicht „nur“ mit dem Content zusammen. Wenn jeder Marketeer wüsste, was ein Post braucht um organisch viral zu gehen, wären alle Beiträge super viral und damit keiner mehr.


Es kommt heutzutage mehr den je auf kreative, authentische und originelle Inhalte an. Gute Beiträge und virale Inhalte können auch mit einem kleinen Budget entstehen, wenn im Marketing Menschen sitzen, die die Plattformen und Inhalte verstanden haben und die Freiheit haben sich auszuprobieren. Das funktioniert nicht, wenn jede Idee nach einer KPI bewertet wird.

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